LICHTVERSCHMUTZUNG

Das Thema Lichtverschmutzung ist ein Thema nachtaktiver Tiere und das betrifft insbesondere meine Spezialartengruppe Heterocera (Nachtfalter). Die Beleuchtungskörper werden von den nachtaktiven Faltern als Mondersatz wahrgenommen. Sie werden angezogen vom Licht und kreisen endlich bis zur vollkommenen Erschöpfung um die Lampen. Häufig bleiben sie an diesen Lampen bis zum Tod aufgrund von Schwäche insbesondere wenn man berücksichtigt, dass die Lebenszeit bei vielen Faltern auf 2-3- Wochen begrenzt ist. Ihre Aufgabe der Fortpflanzung können sie so nicht nachgehen. Dies ist ein wesentlicher Grund zum Rückgang der Arten und der Populationsgröße von Heterocera in unserer Kulturlandschaft.

Anbei finden Städte und Kommunen erste Hinweise und Ratschläge und ich würde mir wünschen, dass meine Hinweise generell Eingang finden in das Thema Auswahl und Gestaltung der Beleuchtungskörper.

 

Empfehlungen:

 

1. Viele Städte und Kommunen haben bereits angefangen ihre Beleuchtungskörper auf PC amber LED-Technik umzustellen. Dies ist wärmeres Licht und hat niedrigere Farbtemperaturen. Das bekannte Weißlicht hat deutlich größere Farbspektren und zieht die Insekten an (Staubsaugereffekt).

2. Grundsätzlich hast Du recht, das Licht sollte von oben nach unten fallen und nicht indirekt. Ebenso sollte das Licht abgeschirmt sein.

3. Empfohlen werden Farbtemperaturen von 2800 - 3000 Calvin.

4. Ein nicht unwesentlicher Einfluss hat ebenso die Dauer der Beleuchtung. So gibt es positive Beispiele für Beleuchtung mit Lichtschranken, die aktuell die Stadt Tübingen installiert hat.

5. Nicht unerwähnt bleiben sollten ebenso positive Effekte dimmbarer LED-Leuchtkörper. Die beiden letztgenannte Aspekte spielen auch vor dem Hintergrund der Kosten ein positive Rolle. Gute Erfahrungen gibt es in der Schweiz. 

6. Es gibt dazu einen Artikel von 2020 zu diesem Thema auf meiner homepage: https://nachtfalter1.jimdofree.com/media/

Bei Rückfragen können Sie mich gerne kontaktieren.

 

Studie in der Schweiz 

 

Bereits 2017 stellten Forschende in der Schweiz fest, dass künstliches Licht die Aktivitäten von nachtaktiven Insekten wie → Käfern (Coleoptera), → Zweiflüglern (Diptera) und Nachtfaltern stört. Auf beleuchteten Wiesen wurden 62 Prozent weniger Blütenbesuche festgestellt als auf dunklen Vergleichsflächen. Hier fiel auch der Fruchtansatz der tagsüber wie nachts angeflogenen → Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum) um 13 Prozent geringer aus. Tagaktive Arten können den Rückgang der nächtlichen Bestäubung scheinbar nicht auffangen. Vermehren sich die Pflanzen durch die nachgewiesenen negativen Auswirkungen von künstlichem Licht auf Bestäuber weniger, trägt dies auch zum Rückgang tagaktiver Arten bei.[1]

 

[1] Knop, E., Zoller, L., Ryser, R. et al. Artificial light at night as a new threat to pollination. Nature 548, 206–209 (2017). DOI: → 10.1038/nature23288"